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Kein Mensch bleibt im Lauf seines Lebens von saurem Aufstoßen verschont.
Denn eigentlich ist ein bisschen Reflux völlig normal. Mehrmals pro
Stunde lässt der Tonus des Schließmuskels am Mageneingang
physiologischerweise nach und ermöglicht eine gewisse
„Druckentlastung“. Da kann schon etwas saurer Mageninhalt in die
Speiseröhre fließen. Doch die meisten spüren davon gar nichts oder
haben nur ab und an mal das Gefühl von saurem Aufstoßen. Allerdings
kommt es bei einem beträchtlichen Anteil der Menschen im Lauf des
Lebens zu Sodbrennen – im englischen Sprachraum ist der Begriff
heartburn (Herzbrennen) üblich - mit erheblichem Krankheitswert und
hohem Leidensdruck, weiß der Gastroenterologe
Prof. Dr. Martin Storr,
Starnberg. Wie viele betroffen sind, lässt sich nur schwer
konkretisieren, denn die Ergebnisse der verschiedensten Studien
schwanken erheblich. Mindestens 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung
dürfte unter Sodbrennen leiden. Jedoch reichen die Schätzungen bis
zu 40 und 50 Prozent.
Die Beschwerden einer Refluxösophagitis, so der medizinische Begriff für
Sodbrennen, sind variabel. Während bei manchen Patienten das saure
Aufstoßen ganz im Vordergrund steht, leiden manche unter starken
Schmerzen. Oft treten diese nach Mahlzeiten auf, weswegen intensiv
nach sogenannten Auslösefaktoren im Essensplan gesucht wird. Die
Ergebnisse sind – wie sollte es anders sein – sehr unterschiedlich.
In einigen Fällen lässt sich Kaffee oder Alkohol aus Ursache
dingfest machen. Oft bleibt die Suche jedoch relativ frustran.
Auch die Magenspiegelung trägt nicht wirklich zur Aufklärung bei. Denn
die Beschwerden korrelieren kaum mit einer Schädigung der
Speiseröhrenschleimhaut, wie lange Zeit vermutet wurde. Seit
Einführung der Standardtherapie mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI,
Stichwort: Omeprazol), die die Magensäuresekretion stark reduzieren,
hat sich eine neue Art der Diagnostik etabliert: Man probiert
einfach, ob's hilft. Ganz nach dem Motto „Keine Säure, kein
Sodbrennen“. Dieses Prozedere hat sich als einfach und in vielen
Fällen auch als wirksam erwiesen, hat aber einen entscheidenden
Haken. Nach Absetzen der Therapie kommt es regelhaft zu einer
verstärkten Magensäureproduktion. Die Folgen liegen auf der Hand.
Die Beschwerden kehren zurück, der Patient greift erneut zum PPI,
fühlt sich besser, setzt die Medikation ab, bekommt wieder
Sodbrennen und das ganze beginnt von vorn. Ein Teufelskreis. Es
erfordert einen hohen Aufklärungsbedarf, wenn man den Patienten von
Omeprazol und Co. wieder wegbekommen möchte, betont Storr.
Mindestens 14 Tage nach Absetzen der Therapie muss der Patient mit
Beschwerden rechnen, bevor entschieden werden kann, ob weiterhin ein
PPI notwendig ist.
Obwohl PPIs oft sehr hilfreich sind, führen sie längst nicht bei allen
Patienten zum gewünschten Erfolg. Dann ist guter Rat teuer, denn es
gibt nur wenige Spezialisten, die sich solcher Problempatienten
annehmen. Vielleicht bessert sich die Situation in absehbarer Zeit.
Derzeit laufen erste Bemühungen deutschlandweit ein Netz von
Refluxzentren aufzubauen.
Dr. Ulrike Röper
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Sodbrennen: Jeder kennt's, keiner kennt sich aus!
Die Volkskrankheit Refluxösophagitis stößt medizinischerseits auf wenig
Interesse, dabei besteht noch großer Aufklärungsbedarf
Sodbrennen ist so alltäglich, dass eigentlich alle Fragen geklärt sein
und alle Betroffenen eine prompte, effektive Therapie erhalten
sollten. Aber weit gefehlt! Sowohl was die Ursachenerforschung
anbelangt als auch in Bezug auf eine optimale Behandlung gibt es
erhebliche Lücken. Patienten leiden oft unnötig.
Quelle:
Medizinjournalisten-Stammtisch, München 2016
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